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Stanisław Ignacy Witkiewicz, Porträt von Jadwiga Pulichowa, 15. Oktober 1928

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Schätzungen: 53 949 - 64 739 EUR
62,0 x 48,5 cm - Pastell, Papier PORTRET JADWIGI PULICHOWEJ, AUS DEM HAUS DER FEDOROWICZ, 15 X 1928

Pastell, braunes Papier, 62 x 48,5 cm (gerahmt)

signiert p.d.: Witkacy | 1928 | 15/X T.E [im Kreis] + rückseitig

Rückseitig l.g. Auktionsaufkleber von Agra-Art von 2007; p.d. auf dem sog. "Schnallen"-Aufkleber einer Einrahmungswerkstatt in Warschau.



Dem Gemälde liegt ein Gutachten von Dr. Anna Żakiewicz vom August 2023 bei.



Jadwiga Pulichowa war die Schwester von Józef Fedorowicz, einem Meteorologen aus Zakopane, einem Freund von Witkacy, der in seiner Freizeit in dem von dem Künstler gegründeten Formist-Theater spielte (u. a. Richard III. in Neue Befreiung, 1925) (...) Beide nahmen an zahlreichen gesellschaftlichen Zusammenkünften teil, die mit Alkoholkonsum und Drogenexperimenten verbunden waren. Witkacy porträtierte nicht nur Józef, sondern auch seine gesamte Familie - seine Mutter Anna, seine Frau Zofia, seine beiden Töchter Eugenia und Julitta, seine Schwestern Jadwiga und Maria, seinen Bruder Otto und seine Nichte Irena - gerne und häufig, insgesamt mindestens 25 Porträts.

Das Porträt von Jadwiga Pulichowa, das am 15. Oktober 1928 entstand, ist eines von drei Porträts, die Witkacy von ihr anfertigte. Es wurde als Typ E eingestuft, d. h. es ließ "jede psychologische Deutung nach der Intuition des Unternehmens" zu. Man kann also davon ausgehen, dass das Modell eine eher prinzipientreue Person war, die nicht zu Scherzen aufgelegt war. Der Künstler betonte ihre ausdrucksstarken Züge - große dunkle, mandelförmige Augen, die unter schweren Lidern hervorlugen, stark ausgeprägte schwarze Augenbrauen, eine leicht nach oben gebogene Nase, breite Stummellippen und ein vorstehendes Kinn. Der Kopf sitzt fest auf einem aufrechten Nacken, und das Gesicht wird von dunklem, gewelltem Haar umrahmt, das nach der damaligen Mode in der Mitte gescheitelt, in Wellen gestylt und unterhalb der Ohren abgeschnitten ist. Die Frau ist feierlich gekleidet in ein dunkles Kleid mit einem großen weißen Spitzenkragen.

Die sorgfältige Modellierung des Gesichts und des Halses mit weißer Pastellfarbe erzeugt die Wirkung eines skulpturalen Porträts, das der klassischen Bildhauerei nahe kommt. Dies entsprach im Übrigen den Kunstströmungen der Zeit. Im Frankreich der 1920er Jahre malte Pablo Picasso in diesem Stil, in Polen einige Künstler der Gruppe Rhythmus - Eugeniusz Zak, Wacław Borowski und Ludomir Ślendzinski. Obwohl Witkacy ein Individualist war, verstand er es dennoch, seine Werke in aktuelle Trends einzubinden und die Erfahrungen anderer Künstler auf seine eigene kreative Art und Weise zu nutzen, wodurch eine völlig neue Qualität entstand.

Das Porträt von Jadwiga Pulichowa hat einen einheitlichen, leuchtend gelben Hintergrund, der durch die gedämpfte, schwarz-weiße Büste des Modells auf einem gekonnt eingesetzten braunen Grund hervorragend hervorgehoben wird. Dieses Werk beweist nicht nur Witkacys Meisterschaft in der Porträtkunst, sondern dokumentiert auch die Freundschaft des Künstlers mit der Familie Fedorowicz, die einen wichtigen Teil seines Lebens ausmachte.

Aus dem Gutachten von Dr. Anna Żakiewicz

Bibliographie:

- Stanisław Ignacy Witkiewicz 1885-1939, Gemäldekatalog, hrsg. Irena Jakimowicz unter Mitarbeit von Anna Żakiewicz, Nationalmuseum, Warschau 1990, Pos. I 850.





Stanisław Ignacy Witkiewicz (Warschau 1885 - Jeziory in Wołyń 1939) studierte zu Hause bei seinem Vater Stanisław Witkiewicz. Im Jahr 1903 legte er in Lemberg die Reifeprüfung ab. Im Jahr 1904 begann er zu reisen, unter anderem nach Wien, Italien, München, Paris und London. Zwischen 1904 und 1910 studierte er an der Akademie der Schönen Künste in Krakau bei Professor Józef Mehoffer, unterbrochen von Studienaufenthalten bei Władysław Ślewiński. 1914 nahm er an Bronisław Malinowskis Expedition nach Australien teil und ging von dort direkt nach St. Petersburg, wo er nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs in die russische Armee eintrat. In Russland erlebte er die bolschewistische Revolution.

Nach seiner Rückkehr nach Polen im Jahr 1918 wurde er Mitglied der Gruppe der Formisten, mit denen er zwischen 1918 und 1922 ausstellte. In der Malerei dieser Periode kam er der Umsetzung seiner eigenen, während des Krieges formulierten Theorie der reinen Form (die auch für das Drama galt) am nächsten. Neben Leon Chwistek war er der wichtigste Theoretiker der Gruppe. Ab 1924 war er als Ein-Mann-Unternehmen "S. I. Witkiewicz Portrait Company" tätig und fertigte Porträts im Auftrag an. Gleichzeitig setzte er seine literarische (Dramen, Romane) und philosophische Arbeit fort und praktizierte vor allem die "Lebenskunst", die alle Formen seiner Tätigkeit vereinte und erst am Ende des 20. Jahrhunderts geschätzt wurde. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs, am Tag nach der sowjetischen Aggression gegen Polen, beging er Selbstmord.
Auktion
Auktion für frühe Kunst
gavel
Date
22 Oktober 2023 CEST/Warsaw
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Ausrufungspreis
51 791 EUR
Schätzungen
53 949 - 64 739 EUR
Endpreis
Keine Gebote
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Auktion

Agra-Art

Auktion für frühe Kunst
Date
22 Oktober 2023 CEST/Warsaw
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